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Hilfe, wir brauchen einen Hundesitter!
Ja, du liest richtig.
Wir machen Urlaub – ohne Hund.
Ehrlich.
Bevor jetzt einer irgendwas von wegen ‚herzlose Egoisten‘ losbrüllt – ja, es stimmt.
Genauso fühlen wir uns. Besonders Helikopter-Frauchen.
Herzlos und eigensüchtig.
17 Tage ohne Sophie.
Das sind 408 Stunden. Also 24 480 Minuten. Oder ganze 1 468 800 Sekunden.
1 468 800 Sekunden, in denen wir sehr weit weg sein werden.
Nix mit ‚Sophie schaut irgendwie komisch? Moment, wir kommen. Gib uns zehn Minuten.‘
Wir können froh sein, wenn unser Schiff nicht im Packeis stecken bleibt, wir uns beim Schlittenhund-Fahren nicht in der Schneewüste verirren oder nachts auf dem Eis den Anschluss an die Gruppe verlieren J. Dann wird es noch ein paar Sekunden länger dauern, bis wir unsere Fellnase wieder auf dem Arm haben und zwangsbeknuddeln dürfen (sorry, Sophie, da musste durch. Auch wenn Du Knuddeln meistens überflüssig findest J).
'Urlaub ohne mich? Ist das Euer Ernst?'
So lange waren wir noch nie getrennt.
Und momentan, wo die Reise noch vor uns liegt, kämpft die Vorfreude mit sämtlichen Ängsten,
Sorgen und Nöten, die nur einer versteht, der selber einen Hund hat.
Was ist, wenn Sophie urplötzlich schwer krank wird? Das Beinchen verstaucht? Von einem Wolf angefallen wird? Oder sich gaaaanz dumme Sachen angewöhnt? Ihre Häufchen auf den Teppich setzt? Stuhlbeine zerfleischt oder die Tapeten von den Wänden holt? Dauerbellt? Nachts nicht mehr schläft? An der Leine rüpelt? Nur noch Filetspitzen vom Wagyu-Rind in Vitello tonnato-Sößchen akzeptiert?
Ach, es gibt so viele Risiken und Nebenwirkungen, die in diesen 17 Tagen auf uns lauern – und kein Beipackzettel weit und breit.
Wir müssen ins kalte Wasser springen.
Okay, soooo kalt ist das Wasser nun auch wieder nicht – schließlich sind wir diplomiertes Helikopter-Frauchen und staatlich geprüftes Superhero-Herrchen. Seit der Minute, in der ich mich getraut habe, diese absolute Traumreise (die ich übrigens auch als Setting-Lieferant für den nächsten Thriller brauche, by the way) zu buchen, läuft bei uns die Vorbereitung für Tag X.
Denn es gibt eine ganze Menge, was zu beachten beziehungsweise zu entscheiden ist.
Hier kommen meine Tipps, wie Du eine ‚hundelose‘ Ausnahmezeit am besten überstehst – und Deine Fellnase natürlich auch.
Denn es kann ja immer mal der Fall eintreten, dass Du nicht für Deinen Hund so da sein kannst wie gewohnt. Sei es ein Krankenhausaufenthalt, eine persönliche Ausnahmesituation (wo Du Dich vielleicht ausschließlich um Deine zweibeinige Familie kümmern musst), dringende Geschäftsreisen – oder eben ein Aufenthalt an einem Ort, wo Dein Hund nicht erlaubt ist.
Wie zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff.
An dieser Stelle ein dickes Lob an die Reederei, die extra Flusskreuzfahrten mit Hund anbieten. Schade, dass wir noch nicht im typischen ‚Perlen an der Donau‘-Alter sind …
Jetzt aber wieder mal zurück zum (ernsten) Thema.
Tipp 1: Die Hundepension – wie nobel darf’s denn sein?
Eine Hundepension für höchste Ansprüche ...
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Wenn Du auch zu den Bedauernswerten gehörst, die keine tierliebe Großfamilie ihr eigen nennen, mit den Gassi-Freunden einen privaten Hundetausch-Zirkel betreiben oder eine jahrzehntelange Freundschaft mit einem großzügigen Züchter pflegen, bist Du auf fremde Leute angewiesen.
Und vielleicht auch auf fremde Hunde.
Dann nämlich, wenn Du einen Aufenthalt in einer Hundepension für Deine Lieblingspfote buchst.
Der sieht im Normalfall so aus, dass Deine Fellnase in einem Zwinger sicher untergebracht ist, wenn es nicht raus zum gemeinsamen Gassi-Gang, den Spieleinheiten oder dem freien Auslauf geht. Diese Zwinger hatten bei den Pensionen, die ich gecheckt hatte, teilweise eine wirklich ordentliche Größe.
Trotzdem.
Wie bekannt, haben Helikopter-Frauchen und Superhero-Herrchen eine angeborene Ablehnung gegen alles, was Gitterstäbe hat – siehe hier.
Vielleicht waren wir in unserem früheren Leben Knackis, keine Ahnung.
Auf alle Fälle schüttelte es uns beim Gedanken an ein paar große, feuchte Kulleraugen, die uns hinter Maschendraht traurig nachgucken ...
Nö.
Geht irgendwie gar nicht.
'Warum, Frauchen? Warum tust Du uns das an?'
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Da nützt es nicht mal was, dass sich die Pensionen (bzw. Hotels) oft richtig Mühe geben, ihren vierbeinigen Gästen den Aufenthalt so richtig angenehm zu gestalten.
Mit Bademöglichkeit im Sommer, Indoor-Spielplatz für den Winter, Kuschelrunden ...
Sogar Trainingseinheiten können dazugebucht werden.
Man gibt seinen kleinen Leinenrüpler ab, erholt sich locker in der Karibik – und beim Abholen hat man einen Hund, den man am Bindfaden Gassi führen kann. Was für ein Träumchen ...
Aber da haben wir schon Problem Nummer 2 (nach der Sache mit den Gitterstäben): Die meisten Anbieter geben das große Indianer-Ehrenwort ab, dass sie nur verträgliche Hunde zusammen Gassi führen oder miteinander spielen lassen.
Und immer nur unter Beobachtung.
Als wir von unserer Hundetrainerin erfahren haben, mit wie vielen Stichen ihr Malinois nach einer solchen ‚sozial verträglichen Spielrunde unter Beobachtung‘ genäht werden musste, wurden wir etwas skeptisch.
Ja, natürlich kann IMMER und ÜBERALL was passieren.
Aber seit wir Sophie bei uns haben, fällt uns bei Hundebegegnungen auf, wie unterschiedlich Hunde sich verhalten.
Bei Sophie ist zum Beispiel der Typ ‚Ronja Räubertochter mit angezogener Handbremse‘.
Sie marschiert erstmal sehr offen (andere sagen ‚forsch‘ dazu) auf andere Hunde zu, wirft sich aber beim ersten Anzeichen von sozio-atmosphärischer Störung platt auf den Boden und tut so, als wäre sie gar nicht da.
'Bin nicht da. Echt nicht.'
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Das kapieren die meisten Hunde und sind etwas vorsichtiger.
Aber leider nicht alle.
Und das sind genau die Situationen, in denen Helikopter-Frauchen und Superhero-Herrchen mittlerweile zur Tat schreiten.
Nix von wegen ‚das machen die unter sich aus‘.
Da liegt höchstens Sophie unter den anderen.
Hier kommen wir nämlich mal wieder zum Thema ‚Problemfall kleiner Hund‘.
Wenn sich die Gewichtsklassen um gute dreißig Kilo unterscheiden, macht es schon einen Unterschied, wer oben ist und wer unten.
Und wer so kurze Beinchen hat wie Sophie (sorry, Mäuschen!), findet es auch nicht wirklich witzig, von einem Speedy Gonzales auf vier Pfoten quer über die Wiese gehetzt zu werden.
Nicht mal in sozial verträglichen Spielrunden ...
Und schon gar nicht ohne uns, ihre Rudel-Leibwächter.
Fazit: Hundepensionen und –hotels können eine richtig feine Sache sein – für den richtigen Hund. Für unsere Sophie ist es aus oben genannten Gründen eher die zweite Wahl.
Ach ja, was das Ganze kostet? Die Preise und Leistungen variieren – nach oben hin gibt’s (fast) keine Grenze.
Gestartet wird im Großraum Stuttgart ab EUR 20,00 pro Tag. Dazu kommt noch das Futter, das man mitgeben muss, verschiedene Impfungen, Prophylaxen etc., die von den Betreibern gefordert werden (und die man seinem Hund vielleicht sonst nicht unbedingt ‚angetan‘ hätte).
Übrigens sind kleine Hunde oft im Vorteil. Bei meinen Recherchen auf den diversen Webseiten gab es teilweise auch Abstufungen nach Gewicht. Die Betreuungskosten für XL-Hunde lagen dabei knapp ein Drittel über denen für ‚Minis‘.
Eine Alternative zu Hundehotel und Co.: Auch manche Tierheime nehmen ‚Urlaubsgäste‘ auf. Die Preise – knapp unter denen der Tierpensionen.
Wegen unserer Gitterphobie leider auch aus dem Rennen.
Aber es gibt ja noch die folgende Möglichkeit ...
Tipp 2: Der Hundesitter – die Chemie muss stimmen
Nach dem ersten Check der Pensionen im Umkreis von fünfzig Kilometern wussten wir, was wir nicht wollten.
Das Problem blieb.
Wir suchten weiter.
Und wurden über ein Portal namens ‚Leinentausch‘ fündig, das Hundesitter und Hundebesitzer zusammenführt.
Der Vorteil für uns?
Viele der angemeldeten Hundesitter nehmen nur jeweils einen Hund auf. Dafür bieten sie entweder das pralle Leben inklusive Familienanschluss oder noble VIP-Behandlung wie von unserer Sitterin (Heike, wenn Du mitliest – nochmal ein dickes Dankeschön an Dich!).
VIP-Hundesitter - da fehlt nur noch der Champagner ...
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Und das ist für unser Prinzesschen natürlich der absolute Glücksfall – jemand, der sich nonstop 24 Stunden am Stück um sie kümmert.
Sophie ist da ganz Bichon frisé-Dame: Sie braucht menschliche Gesellschaft.
Und zwar ständig.
Bei ihr gibt’s kein ‚den ganzen Tag friedlich im Körbchen poofen, bis Herrchen nach einem 8-Stunden-Tag nach Hause kommt‘.
Auch wenn sie so lieb ist und mich auch mal zwei, drei Stündchen am Stück in Ruhe arbeiten lässt, braucht sie zwischendurch immer wieder die Bestätigung, dass sie selbstverständlich die Nummer Eins im Team ist J. Und die bekommt sie als special guest auch bei ‚unserer‘ Heike.
Auch wenn wir hoffen, dass die Arme nicht wieder die ganze Nacht auf dem Sofa verbringt, weil sie Angst hat, das Mäuschen zu wecken ... J
Und ja nicht die Gute-Nacht-Geschichte vergessen ...
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Damit es mit einem privaten Sitter klappt, gibt’s natürlich vorab einige Fragen zu klären:
- Welchen Eindruck macht der Hundesitter grundsätzlich auf Dich?
Stimmt die Chemie zwischen Dir, dem Sitter und natürlich Deiner Fellnase?
Wie geht er mit Deinem Hund um?
- Welche Erfahrungen kann der Sitter aufweisen?
Hat/Hatte er schon einen eigenen Hund?
- Bietet Dir der Sitter einen Probesitter-Termin an (siehe Tipp Nummer 3)?
Kannst Du ihn vorab besuchen?
Dir das (Wohn)Umfeld anschauen?
Mit ihm zusammen eine Gassi-Runde einlegen?
- Ist er bereit, Deine besonderen Fütterungsvorgaben einzuhalten?
Fragt er nach eventuellen Futterallergien?
- Hat er ein ‚Ass im Ärmel‘, wenn er kurz vor oder während der Sitting-Zeit plötzlich ausfällt?
Gibt es eine Vertretung für den doofsten Fall der Fälle, mit der Du auch leben kannst?
- Wie sieht’s versicherungstechnisch aus?
Private Hundesitter sind nicht unbedingt zusätzlich speziell haftpflichtversichert. Frag unbedingt bei Deiner Versicherung nach, ob sie auch zahlt, wenn während der Urlaubsbetreuung etwas passiert (sogenanntes ‚Fremdhüterrisiko‘). Verlass Dich nicht auf das ‚Kleingedruckte‘ in den Vertragsunterlagen – je nach Versicherungsgesellschaft sind auch Dauer und Ort der Betreuung ausschlaggebend.
Hast Du eine separate Tierkrankenversicherung abgeschlossen? Damit beruhigst Du den Sitter wenigstens finanziell ...
Bestimmt fallen Dir noch andere Fragen ein, die speziell Deine Fellnase betreffen!
Sie gelten natürlich auch, wenn Du mit einer Hundepension Erstkontakt aufnimmst.
Tipp Nummer 3: Bau das Hundesitting Schritt für Schritt auf
Ja, auch das Hundesitting ist eine Übung, die langsam aufgebaut werden muss.
Stell Dir vor, Du wärst Dein Hund (das sollte man wirklich öfter machen J ).
Plötzlich herrscht eine Riesenunruhe in Deiner gemütlichen Höhle, Dinge verschwinden in komischen Behältern, Herrchen und Frauchen sind supernervös – und dann wirst Du auf einmal in Deine Transportkiste gesetzt (oder anders gut gesichert). Kurze Zeit später landest Du in einer völlig fremden Höhle, Herrchen und Frauchen verdrücken heimlich ein paar Tränchen, winken Dir nochmal zu – und sind weg.
Und der größte Hammer: Die kommen auch nicht gleich wieder zur Tür reinspaziert, sondern erst, wenn Du sie schon komplett von der Liste gestrichen hast.
Tja, da macht man doch erstmal ein dummes Gesicht, oder?
'Ihr geht? Und was ist mit mir?'
Darum – gib Deinem Hund die Möglichkeit, sich an den Sitter und sein neues Zweit-Zuhause zu gewöhnen.
Und zwar so langsam, wie es Deine Fellnase braucht.
Fang doch mit zwei, drei Stündchen Probesitting an.
Läuft das gut? Dann steigere auf einen ganzen Tag.
Immer noch alles bingo? Zeit für eine Übernachtung. Oder zwei.
Okay, das kostet natürlich die paar Euro extra (die Kosten liegen meist auf dem Niveau einer Pension). Aber nur so bekommst Du das gute Gefühl, dass Du beruhigt in den ‚Single-Urlaub‘/ins Krankenhaus/auf Geschäftsreise gehen kannst.
Wir waren uns übrigens nach dem ersten Kennenlernen sicher, dass es gut geht.
Sophie war sofort Feuer und Flamme (das ist sie immer, wenn jemand nett zu ihr ist und/oder Wienerle im Haus hat), und Heike ergriff auch nicht gleich die Flucht.
Hoffentlich ist das nach dem Urlaub auch noch so J.
Hier im Blog erfährst Du in ein paar Wochen, wie es wirklich geklappt hat ...
Wir sind zuversichtlich. Sophie sowieso – es gibt Wienerle satt bei Heike.
Würstchen ohne Ende - so macht Urlaub
beim Sitter Spaß!
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Und wie sieht’s bei Dir aus?
Hast Du schon Erfahrungen mit Sittern gesammelt?
Oder mit Hundepensionen?
Schreib uns!
P.S.: Im Sommer machen wir wieder Urlaub der schönen Pfalz.
Diesmal natürlich mit Hund.
Logisch.
Viele Grüße, Deine
Claudia & Sophie (Donnerstag, 03 September 2020 12:23)
@Tanja: Keine Angst, das wird schon klappen! Das Wichtigste ist, dass Deine Fellnase ein richtig tolles Ferien-Zuhause hat und Du weißt, dass sie gut versorgt ist - egal, ob‘s um das richtige Futter, den passenden Mix aus Bewegung und Erholung oder einfach nur das Gefühl ist, dass der Hund gerne im Ferien-Zuhause ist und sich dort wohlfühlt. Uns brach bis jetzt jedes Mal das Herz, wenn wir Sophie bei ihrer Sitterin abgegeben haben :-) - aber wir litten immer viel mehr als unsere Prinzessin ... Man darf es sich nur nicht anmerken lassen! ;-)
Du wirst sehen, alles läuft viel besser als gedacht ... Habt einen wunderschönen Urlaub!
Liebe Grüße von
Claudia & Sophie
Tanja (Donnerstag, 03 September 2020 11:33)
Oh man, alles was du schreibst geht grade in mir vor. Unser erster Urlaub ohne Hund steht an und soviele Befürchtungen schwirren mir im Kopf herum. Was ist wenn sie mich nicht mehr erkennt und und und. Dein Blog hat mir Mut gemacht. Ich hoffe ich steh das durch ;). Viele Grüße Tanja