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Hilfe, mein Hund hört nicht (mehr)!

Mein Hund hört nicht

greiceoficial @ pixabay.com


Kein Anschluss unter dieser Nummer - wenn der Hund nicht hört ...

Jetzt ist es schon wieder passiert, zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen:

 

Die totale Befehlsverweigerung.

 

Der Hund hört nicht.

 

Nicht auf 'Hier', nicht auf 'Komm', nicht auf zuckersüße Lockrufe und schon gar

nicht auf Leckerli-Bestechungsversuche (ich weiß, soll man nicht).

Ohren dicht, Stinkekralle raus.

Wilde Jagdszenen bis zur kompletten Erschöpfung, immer um die Terrasse rum.

Steine durch die Gegend spucken (jawoll, unsere Sophie kann das. Mindestens bis zu geschätzten fünfhundert Gramm).

Im Bruchteil von Sekunden Löcher in die Erde buddeln, bis das erste Känguru seinen Kopf rausstreckt und fragt, was der Quatsch soll.

 

 

 

 

 

Hoppelt dank Sophies Buddelqualitäten jetzt auch durch unseren Garten ...

sipa @ pixabay.com

Helikopter-Frauchen kämpft mit den Tränen, Superhero-Herrchen ist stinkesauer, und Sophie - Sophie ist kein Hund mehr, sondern ein stacheliges, grünes Monster vom Planeten 'Leck mich'. Der liegt übrigens irgendwo am Rand der Galaxis. Direkt zwischen dem Mond namens 'Du kannst mich mal' und der Sonne 'Kein Anschluss unter dieser Nummer'. 

Und während die gesamte Nachbarschaft auf dem Balkon hockt und youtube-Videos darüber dreht, wie zwei überforderte Idioten versuchen, eine Handvoll Hund zum Rückzug in die vier Wände zu überreden, fragen sich die zwei überforderten Idioten, was sie falsch gemacht haben.

 

Abgesehen von der hirnrissigen Idee, sich einen Hund anzuschaffen. 

#1: wir sind nicht (immer) der Chef

Okay, legen wir den Finger gleich direkt auf die Wunde.

 

Wir sind nicht Chef genug.

 

Heißt im Klartext: Wir lassen Sophie zu oft ihren Willen.

Sie darf zu sehr bestimmen, was gemacht wird.

Wir gehen zu stark auf sie ein.

 

Beispiele gefällig? Bitteschön.

  • Sophie liebt Schnüffeln über alles - Gassi-Gehen heißt bei uns also eher Gassi-Stehen.
    Hund möchte eine Spur in der Wiese verfolgen? Klar, mach das.
    Hund inhaliert die Gänseblümchen. Soll sie.
    Hund liest den kompletten Baumstamm rauf und runter? Wir warten doch gerne.
    Okay, daran ist erstmal nichts Schlimmes. Nasenarbeit macht müde und glücklich.
    Aaaaber - wer gibt hier das Tempo vor? Die Marschrichtung?
    Sophie.

  • Sophie kommt mit ihrem heißgeliebten Häkelball Marke Eigenbau angetapst und will bespaßt werden. JETZT.
    Frauchen seufzt - und wirft Bällchen. Natürlich mit der strengen Ermahnung, dass Frauchen sich eigentlich auf die Arbeit konzentrieren sollte. Aber der Hund kann doch nicht den ganzen Vormittag ignoriert werden, Sophie ist doch auch ein soziales Lebewesen, das ein bisschen Spiel und Spaß braucht ...
    Wer entscheidet, wann?
    Sophie.

  • Wer wird sofort ins Bett gehoben, wenn er nachts wimmernd an die Matratze stupst?
    Wer braucht nicht auf der Decke liegen zu bleiben, obwohl wir eigentlich ausgemacht hatten, dass der Hund wenigstens während der Mahlzeiten einfach mal NIX tut?
    Wer darf zu seinen Hundekumpels, obwohl er nicht brav im 'Sitz' auf die Freigabe von Frauchen gewartet hat, sondern sich selber die Erlaubnis zum Lospreschen erteilt hat?
    Sophie. Sophie. Sophie.

Und wir wundern uns, warum sie uns dann immer mal wieder ihre Stinkekralle zeigt?

#2: Wir sind (Oft) zu inkonsequent

Passt herrlich zu #1.

 

Wir sind nicht konsequent genug. Jedenfalls nicht immer.

  • Der Hund gibt das Bällchen nicht her, obwohl wir den 'Spuck's sofort aus'-Befehl gegeben haben? Nicht schlimm, kann passieren. Wir waren bestimmt zu leise.
  • Der Hund kommt nicht auf ersten Zuruf? Kein Problem, dann rufen wir halt noch mal. Der angepinkelte Löwenzahn ist eben einfach interessanter.

  • Der Hund wartet nicht im 'Sitz', sondern entscheidet sich gleich darauf für 'Platz'. Okay, aber er wartet. Und wir leben hier nicht in einer Diktatur.

Was lernt Sophie dabei? Ausnahmen bestätigen die Regel, und Konsequenz ist nur was für Spießer.

#3: Wir haben Sophies Nerven überreizt

Jawoll, hier fällt endlich das Zauberwort: Reizüberflutung.

 

Wir sind gar nicht schuld, sondern die Umwelt. Beziehungsweise das, was das Schicksal so alles an Unvorhergesehenem anschleppt.

 

  • Samstag tatsächlich gute zwei Stunden Alleinbleiben im Haus, während Herrchen und Frauchen im Garten schuften (und keinen Teppichporsche zwischen den Füßen brauchen können, der durchs offene Gartentörchen auf die Straße entwischt).
  • Sonntag Vormittag Haareschneiden. Mehr als eine Stunde lang stillhalten, während an einem rumgeschnippelt und -gezupft wird. Als Bichon!
  • Sonntag Nachmittag im Garten keinen Quatsch machen dürfen, weil Herrchen und Frauchen unbedingt ihren Muskelkater vom Samstag auf dem Liegestuhl auskurieren müssen. Laaaaaangweilig.

Die Folge: spätnachmittags Trotzanfall Nummer 1

  • Dienstag: Agility mit sooooo vielen anderen, spannenden Hunden auf dem Platz. Und dann soll man immer nur einzeln über den Parcours turnen? Blöd.
  • Mittwoch: Herrchen kommt nicht pünktlich heim. Noch schlimmer: er kommt gar nicht, weil auf Geschäftsreise. Ohne Hund.

Die Folge: abends Trotzanfall Nummer 2, diesmal über eine knappe halbe Stunde.

Mit der Folge, dass sich Hund komplett erschöpft unter die Treppe verzieht und Frauchen versucht, ihre Wut, Enttäuschung und Frustration vorm Fernseher loszuwerden. Und bei einem alkoholischen Getränk. Schokolade ist gerade alle.

#4: Wir befinden uns mal wieder in einer 'Phase'

Das ist mein Lieblingsgrund: eine 'spooky period'.

Und davon gibt's - wie die tolle Hundetrainerin Sarah Both von Bothshunde (spezialisiert auf nervöse, sensible Hunde: schau doch gleich mal bei ihr hier vorbei! Aber bitte erst, wenn Du den Artikel zu Ende gelesen hast ;-) ) so schön aufzählt - eine ganze Menge.

 

Auf alle Fälle mehr als die bekannte Pubertätsphase.

 

Wir befinden uns fast auf den Tag genau momentan in Phase 5. Von jetzt auf gleich zurück auf Start. Sophie ist plötzlich supernervös, schreckhaft, trotzig, schlecht gelaunt und zickig. Fast so schlimm wie in der Pubertät. Man merkt ihr richtig an, dass sie sich nicht wohl fühlt in ihrem Wuschelfell. Sie pendelt zwischen Trotzanfall und Schmusebedürfnis, und das praktisch im Minutentakt. Von Kleinkind über Teenager zum vernünftigen, abgeklärten Erwachsenen - und wieder zurück.

 

Sarah ist so nett und setzt für diese Phase tröstliche ein bis drei Wochen an (hier der direkte Link zu ihrem kompletten Blog-Beitrag 'Spooky periods' - sehr empfehlenswert!).

Wir sind heute ungefähr bei Tag 6.

Ich geh mir mal 'nen Beruhigungstee machen.

 

 

 

 

Kaffee tut's vielleicht auch ...

 

Engin_Akyurt @ pixabay

Das Gegenmittel

Ach so, wie wir uns in der Zwischenzeit behelfen (außer Tee trinken und abwarten)? 

  • 'Handschellen'
    Das Mäuschen bekommt wieder beim Rausgehen in den Garten Halsband und Schleppleine dran. Echt furchtbar, aber immer noch besser als Jagdszenen durch Hollywood.
    Wir wollen ja nicht, dass die Anfälle zum Standard werden und Sophie lernt, dass 'Kommen auf Zuruf' nur was für Weicheier ist.
  • Wir haben auch mal Mohrrüben in den Ohren
    Wir werden nicht mehr auf das kleinste Winseln eingehen (so wie jetzt gerade, während ich tippe). Das Leben ist kein Ponyhof, und wir kriegen auch nicht alles, was wir wollen.
    Schon gar nicht sofort.
  • Wir sagen, wann Feierabend ist auf Tara
    Es wird nicht mehr IMMER Ball gespielt, und wann Schluss ist, bestimmen Herrchen und Frauchen jetzt auch mal wieder.

So, dann schau'n wir mal.

 

Und wehe, in spätestens vier Wochen haben wir nicht wieder eine liebe, kleine Bichon-Prinzessin im Haus, die nur gaaaaanz selten ihre Teufelshörnchen zeigt.

Wir sind gespannt.

 

Sophie wahrscheinlich auch.

 

 

 

 

'Ich probier's lieber mit Yoga.' 

 


Heute bitte ich Dich mal nicht nur um Deine Meinung, sondern ganz herzlich auch um Deine Tipps!

 

Hast Du auch einen Hund daheim, der plötzlich nicht mehr hört? Wie gehst Du mit der Situation um? Wirst Du strenger? Konsequenter?

Oder versuchst Du auch, den Humor und die Gelassenheit nicht zu verlieren, die uns schon durch die Pubertät und Scheinträchtigkeit gerettet hat?

 

Ich freu mich sehr auf Deinen Kommentar und sag jetzt schon Dankeschön!

 

Liebe Grüße von

P.S.:

Falls Du hoffentlich so lieb warst und bis hierher gelesen hast: hier nochmal der Link zu Sarahs Homepage 'Bothshunde' :-).

Ein dickes Dankeschön auch an Sarah, dass ich sie zitieren durfte!

Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Donnerstag, 26 April 2018 21:00)

    Also... es gibt immer wieder Phasen im Leben unserer 4Beiner in denen sie die Grenzen abstecken und die Rangordnung in Frage stellen.
    Wichtig hierbei ist nicht die Nerven verlieren und klar zu verstehen geben wer der Chef ist.
    Die Regeln legt jeder für sich selbst fest.
    Meine Hunde müssen nicht nach Lehrbuch funktionieren sondern so wie es für mich okay ist.
    Wenn es z. B für mich okay ist das mein Hund bei mir im Bett schläft... Bitteschön oder beim Essen unter dem Tisch liegt dann ist das halt so. Da mache ich mir keinen Stress schließlich will ich doch Spaß mit ihm haben und nicht mein und sein ganzes Leben damit verbringen den Vorzeige Hund zu haben.
    Wichtig ist mir, dass der Hund sich nach mir richtet und manchmal darf er auch bestimmen den wir sind ein Team :)
    Allerdings sollten hierbei keine Regeln gebrochen werden den einmal auf's Sofa heißt immer auf 's Sofa.
    Beim Essen auf der Decke bleiben heiß immer beim Essen auf der Decke zu bleiben und so weiter usw....