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Roadtrip-Abenteuer Island 2021 Teil 1 (leider ohne Hund)


Roadtrip-Abenteuer Island 2021 - leider ohne Hund

Einmal rund um Island auf eigene Faust - Teil 1

Auf nach Island - oder doch nicht?!?

Endlich wieder mal ‚richtig‘ Reisen – mit Vorfreude, Planung und Koffer packen. Das volle Programm eben. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich es vermisst habe … 

 

Wir hatten uns schon vor ewig langer Zeit diese Reise gewünscht (und sie auch gebucht) - in der Hoffnung, dass bis September 2021 der ganze Corona-Spuk nur noch eine böse Erinnerung ist. Möööp. Ich spare Dir jetzt mal die ganzen Auflagen, To Dos und Nachweise, die wir für die Einreise nach Island brauchten – an dieser Stelle nur so viel: das ganze Hin und Her hat mich einige schlaflose Nächte gekostet. Dazu später mehr ...

 

Aber wir wollen uns nicht beklagen. Hauptsache, endlich wieder mal auf Reisen!

 

Und wir dürfen die Corona-Zwangspause mit einer echten Bucketlist-Tour beenden: Auf der berühmten Ringstraße im Mietwagen einmal (fast) ganz rund um Island herum, mit tausendundeinem Wasserfall, freien Straßen bis zum Horizont, gigantischen Gletschern, schroffen Felsen, wilden Küsten, (aktiven) Vulkanen, tollem Essen, Entspannung pur im Hot Pot, coolen Schafen und gechillten Islandpferden ...

 

Wenn Du Lust auf ein bisschen Reisebericht über eine Island-Rundreise hast, hab ich da ein bisschen was vorbereitet 😎.

 

Keine Angst, ich fasse mich kurz, und von den knapp fünftausend Fotos (in EINER Woche, Waaaahnsinn! 🤩) bekommst Du auch nur homöopathische Dosen geliefert. Ich will ja nicht Onkel Dieters Dia-Abend-Horrorshow toppen ... 😉

 

Also, hol schon mal das Popcorn und mach’s Dir auf dem Sofa, am besten zusammen mit Deiner Fellnase, gemütlich. Auf geht's nach Island!

 

Stopp! Moment mal ...

Der Hund in Island - ein seltenes Wesen

Das hier ist ja nicht das Weltenbummler-Tagebuch, sondern der kleine Hundeblog, also muss ich doch wenigsten ein bisschen was zum Thema ‚Island mit Hund‘ (beziehungsweise – Du ahnst es schon – ohne Hund) 😥 erzählen.

Ein seltener Anblick in Island - aber dafür ein umso hübscher!

Falls Du schon von einer gechillten Rundreise durch Island zusammen mit Deiner Fellnase träumst, muss ich Dich leider gleich enttäuschen.

 

Icelandair, mit der wie auch geflogen sind, nehmen zwar grundsätzlich unter bestimmten Auflagen und gegen Gebühr Tiere im Frachtraum (Quelle: https://www.icelandair.com/de-de/hilfe/besondere-betreuung/transport-von-tieren/) mit nach Island. Doch in Keflavik, dem internationalen Flughafen Islands, ist Endstation – außer, Du hast im Lotto gewonnen und es macht Dir (und vor allem Deiner Fellnase) nichts aus, mal so schlappe vier Wochen Quarantäne abzuwarten.

 

Das gleiche Spiel samt Einfuhrlizenz bei der isländischen Behörde für Nahrungs- und Veterinärwesen (jaaaa, schau mal ruhig auf deren Homepage vorbei. Da wechseln sich in unerfreulicher Konsequenz Bilder von niedlichen Hunden und Wurstaufschnitt ab .., Hab nur ich da blöde Bilder im Kopf?!? 🤐) blüht Dir übrigens auch bei der Einreise über den Schiffsweg via Dänemark und Faröer.

 

Also, halten wir mal fest: Islandurlaub MIT Hund ist schwierig bis unmöglich.

 

Schade eigentlich.

 

Sophie hätte bestimmt mordsmäßig Spaß daran gehabt, mit uns durch die wilde Natur zu wandern und die Strände rauf- und runterzuschnüffeln … Wie gut, dass wir wieder mal einen tollen Wellness-Urlaub für sie im Schwarzwald organisieren konnten! 😎

 

Aber das Thema ‚Hund‘ ist für Isländer nicht nur bei der Einreise etwas problematisch.

 

Wusstest Du, dass von 1971 bis 1984 Hunde in der Hauptstadt Reykjavik komplett verboten waren? Inzwischen ist die Hundehaltung auf der ganzen Insel erlaubt – allerdings erst nach (gebührenpflichtiger) Genehmigung durch die Gemeinde.

 

Und wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt, muss zusätzlich die Zustimmung von mindestens 2/3 der Hausbewohner einholen, sonst wird das nix mit dem Familienhund … Da haben wir es hier in Deutschland wenigstens ein bisschen einfacher. Wir müssen vorher niemanden fragen – allerdings hinterher jedes Jahr Strafe (in Amtsdeutsch ‚Hundesteuer‘ genannt) zahlen. 😡

 

Es fällt wirklich auf, wie wenig Hunde auf den Straßen zu sehen sind – und wie sauber diese sind (die Hunde UND die Straßen 😁). Keine Hundehäufchen, nicht mal auf den Grünflächen … Daran könnte ich mich echt gewöhnen.

 

So , jetzt geht’s aber endlich mal richtig los mit dem Reisebericht! Hast Du ordentlich Popcorn und Pansen-Kauknochen griffbereit? 😎

Tag 1: Frankfurt - Selfoss

Velkomin til Íslands!

Einmal auf der berühmten Ringstraße rund um Island – in einer Woche. Das ist nicht nur eine Traumreise, sondern ein ganz schön knapp gestrickter Plan (vor dem einen jeder Island-Blog warnt 😎). Und – kleiner Spoiler vorweg – wir hätten es auch mindestens dreimal so lange dort ausgehalten und uns trotzdem keine Minute gelangweilt.

 

Aber entweder 7-Tage-Rundreise im niedlichen kleinen Mietwagenflitzer - oder zuhause bleiben, hieß das Motto. Wir haben uns natürlich für die 7 Tage entschieden … 😁

 

Und mit entsprechender Planung der persönlichen Highlights sind die über 1.700 Kilometer (!) zu unserer Überraschung sehr gut zu schaffen. Der niedliche Toyota Aygo (stell ihn Dir einfach als süße Knutschkugel mit zwei Türen und einem Kofferraum in Handtaschenformat vor), in dem wir nach dem ersten Schreck unser Gepäck tatsächlich komplett verstaut bekommen (Superhero-Herrchen arbeitet nicht umsonst in der Automobil-Industrie 😁) schnurrt wie ein kleiner Kraftprotz über die Insel und lässt sich nicht mal durch eine (vermeintliche) Abkürzung auf einer Schotterpiste über den Öxi-Pass aus der Ruhe bringen. Und dank der Tempo-Limits, an die sich zumindest die Touristen (meistens) halten, schluckt der Kleine auch erstaunlich wenig Benzin. Das schont den auf Island eh schon leicht strapazierten Geldbeutel – und Helikopterfrauchens Nerven angesichts der teilweise über hundert Kilometer weiten Distanzen zwischen den einzelnen Tankstellen. Dafür entpuppt er sich als echtes Parkplatz-Wunder, mit dem wir auch bei den Stadthotels in Akureyri und Reykjavik immer direkt vor dem Eingang ein Plätzchen finden – also, Größe ist nicht immer alles …

 

Aber bevor wir die Kofferraum-Kapazität der Knutschkugel testen können, haben die Götter (bzw. die deutschen, isländischen und internationalen Behörden) ein paar Hürden eingebaut, an denen wir trotz aller zeitraubender Vorarbeit beinahe noch scheitern. Island hat (Stand Oktober 2021) zwar seine Grenzen für Reisende geöffnet, möchte aber vorab ein Einreiseformular ausgefüllt sowie Impfzertifikat/Bestätigung über Genesung und ein aktuelles (natürlich negatives) Test-Ergebnis in verschiedenen Sprachen nachgewiesen haben. Ungeimpfte bzw. Nichtgenesene müssen aktuell weiter eine fünftägige Quarantäne mit mehreren Tests antreten, was eine Kurzreise nicht wirklich attraktiv macht. Aber – die Zeiten werden hoffentlich bald wieder besser, und Reisen für Weltenbummler deutlich entspannter …

 

Weniger entspannt sind wir allerdings, als uns nur ein paar Stunden vor Abfahrt nach Frankfurt eine Standardmail auf Isländisch und Englisch erreicht, dass wir uns unser wunderbares, hochoffizielles und extrateures Test-Zertifikat sonstwohin stecken können, es sei nämlich hiermit abgelehnt. Grund: keiner. Hochachtungsvoll, wir hier in Reykjavik. (Nein, der offizielle Text lautete natürlich etwas anders, aber der Inhalt war der gleiche 😨).

 

Trotzdem beschließen wir todesmutig, die Fahrt nach Frankfurt anzutreten und am Flughafen selber eine Antwort zu bekommen – oder wenigstens ein superextrateures Zertifikat im Airport-Testzentrum, das auch Reykjavik zufriedenstellt. Leider stoßen wir auch in Terminal 2 nur auf große Augen und zuckende Schultern – und die Auskunft, wir würden schon in Keflavik erfahren, ob’s mit der Einreise klappt oder nicht.

Endlich Island in Sicht ... Ob wir gleich wieder im Flieger nach Frankfurt zurück sitzen?!?

Island empfängt uns unter dramatisch dunklen Wolkenbergen, durch die noch während des Landeanflugs die Sonne durchblitzt. Wir nehmen es als gutes Omen, auch wenn man am Flughafen Keflavik immer noch der Meinung ist, dass sich ankommende Passagiere am liebsten in großen Rudeln aufhalten.

 

Es herrscht zähfließende Rushhour zwischen Gepäckband, Duty-free-Shop und Einreisekontrolle, doch endlich nehmen wir auch die letzte Hürde, den Check der Impfpässe und Testnachweise (die anstandslos akzeptiert werden – puh!).

 

Vor dem Flughafengebäude atmen wir tief durch, inhalieren die frische, saubere Luft Islands und lassen uns zur Mietwagen-Firma ins Industriegebiet von Reykjanesbær kutschieren.

 

Nach einer unkomplizierten Übergabe (und ein bisschen Koffer-Tetris) geht es endlich los: via Reykjavik auf die Hringvegur Richtung Selfoss.

 

Noch schnell im Supermarkt ein paar Sandwiches, Snacks und das lässigleichte Viking-Bier für die nächsten Tage eingekauft, und dann kann das Abenteuer Ringstraße beginnen – vor uns liegen knapp 100 Kilometer Fahrt durch die phantastisch schöne Landschaft im goldenen Abendlicht.

Die ersten Kilometer auf der berühmten Ringstraße - und schon sind wir tiefentspannt ... :-)

Schade, dass wir nach der Ankunft im schicken, modernen Hotel South Coast keine Energie mehr für einen kurzen Bummel zur Selfosskirkja direkt am Fluss aufbringen können, sondern nur noch todmüde und Covid19-Einreisebestimmung-gefoltert ins Bett fallen …

 

Aber immerhin, wir fallen weich. 😎 

Tag 2: Selfoss - Vík í Mýrdal

Einsame Mondlandschaften und etwas weniger einsame Wasserfälle

Der nächste Morgen empfängt uns mit grauem Himmel und Nieselregen – und der Tatsache, dass der heimliche Star unserer Reise, der Vulkan Fagradalsfjall mit seinen imposanten Lava-Strömen, gerade eine längere Ruhepause eingelegt hat. Tja, man kann nicht alles haben. Unser Glücksvorrat muss sich noch von dem Einreise-Marathon erholen.

 

Bei Schietwetter reizt uns der Aufstieg über rutschige Geröllpfade durch eine dicke Nebelwand eh nicht besonders, und wenn einem dann nicht mal ein bisschen spektakulär die Lava um die Ohren fliegt …

 

Also entscheiden wir uns nach einem kleinen, aber guten Frühstück für die Alternative B der Tagesplanung: den Abstecher nach Þingvellir, und dann über Selfoss zurück ostwärts mit Halt an den berühmten Wasserfällen Seljalandsfoss und Skógafoss sowie der kleinen Wanderung zum Flugzeugwrack in der Mondlandschaft von Sólheimasandur.

I'm smiling in the rain - oder so ähnlich ... ;-)

Pünktlich um Acht starten wir Richtung Norden, wo wir nach einer knappen Dreiviertelstunde Fahrt durch einsame, moosgrüne Hügellandschaften vorbei am See Þingvallavatn den Parkplatz P2 direkt am Öxarárfoss erreichen.

 

Der Vorteil: Wir sind in wenigen Schritten an diesem imposanten Wasserfall, den die geführten Bus-Touren nicht auf dem Programm haben, und können von dort aus vorbei am berühmt-berüchtigten Ertränkungsbecken namens Drekkingarhylur fast allein einen netten Spaziergang durch die Kontinentalspalte Richtung Besucherzentrum machen.

 

Kleiner Extratipp für alle ‚Nachmacher‘: Auf halber Strecke gibt’s ein Toilettenhaus, an dem man nicht hinter einer hundertköpfigen Reisegruppe anstehen muss ...

Der Öxarárfoss - auch bei Regen imposant

Übrigens: die Isländer machen das Bezahlen mit der Kreditkarte leicht – auch bei der Parkgebühr. Einfach am besten schon Zuhause die kostenlose App ‚Parka.is‘ aufs Smartphone laden, in Ruhe die Kreditkartendaten eingeben – und vor Ort nur noch das Autokennzeichen des Mietwagens ergänzen und den jeweiligen Parkwunsch auswählen. Für alle, die lieber mit einem Automaten verhandeln: die stehen natürlich auch noch parat.

 

Vor knapp zehn Jahren konnten wir die Allmännerschlucht samt Alƥing-Stätte, wo die Wikinger schon 930 n.Chr. das erste demokratische Parlament der Welt gründeten (Respekt – die alten Wikinger konnten also nicht nur trinken und kämpfen …), im Schneesturm bewundern, doch auch jetzt, in leuchtendem Grün und regenfeuchtem Grau, ist der der Ausblick auf das Tal mit der kleinen Þingvallakirkja samt Friedhof und der fünfgiebeligen, weiß und türkis gestrichenen Sommerresidenz des Premierministers wirklich ein Highlight.

Thingvellir - und es schüttet wie aus Kübeln ...

Wir könnten ohne große Probleme mindestens einen halben Tag hier verbringen und auf den vielen kleinen Pfaden kreuz und quer durch die imposante Felslandschaft wandern, aber inzwischen hat sich der Nieselregen in einen ordentlichen Schauer samt kalten Windböen verwandelt - und wir wollen endlich ans Meer … 

 

Da wir auf unserer ersten Island-Reise den berühmten Gullni hringurinn (‚Goldener Kreis‘), also die von Reykjavik bequem per Auto oder Bus erreichbaren Sehenswürdigkeiten Þingvellir, den mächtigen Wasserfall Gullfoss sowie die bekannten Geysire wie der Strokkur, der sich mit der Tourismus-Behörde vertraglich zu einem Ausbruch pünktlich im Zehn-Minuten-Takt verpflichtet hat, bereits in winterlicher Einsamkeit genießen durften, lassen wir Wasserfall und Geysir links liegen und brechen zur Küste auf.

 

Von Selfoss aus liegen auf direktem Weg knapp 130 Kilometer bis zum Hotel Katla in Höfðabrekka vor uns – und zwei andere alte Bekannte: die Wasserfälle Seljalandsfoss und Skógafoss direkt an der Ringstraße. Leider. Denn als wir in strömendem Regen den Parkplatz am Seljalandsfoss ansteuern, ist zwischen den Unmengen an PKW, Camper und Reisebussen nicht mal für unsere Knutschkugel ein Plätzchen frei.

Wo kommen bloß die vielen Leute her?!? Auch der Weg zwischen Seljalandsfoss und seinem kleinen Bruder namens Gljúfrabúi – und natürlich das Markenzeichen vom Seljalandsfoss, der Pfad hinter den Wasservorhang – ist mehr als überfüllt.

 

Wir schieben unser Pech auf die Tatsache, dass wir wohl gerade die Hauptbesuchszeit erwischt haben, knipsen ein paar schnelle Fotos aus dem Auto heraus, bevor uns die App zum Bezahlen der Parkgebühr auffordert, und hoffen auf den Skógafoss und nachlassenden Regen.

Wie ich's geschafft habe, den Seljalandsfoss ohne Leute zu fotografieren? Kleiner Tipp: den richtigen Blickwinkel finden - und den Rest Photoshop überlassen ;-)

Nachdem sich gefühlt 99% der aktuellen Islandbesucher vor dem Seljalandsfoss tummeln, sollte der Rest der Insel quasi menschenleer sein.

 

Wir täuschen uns. Als wir im Schatten des berühmt-berüchtigten Eisgletschers Eyjafjallajökull nach einer halben Stunde die Menschenmengen vor Rutshellir und Drangurinn í Drangshlíð, den in den Tuffstein der Berge gehauenen Schuppen und Höhlen entdecken, schwant uns Böses. Ja, auch der Parkplatz vor dem Skógafoss ist dicht – und wir geben nach einem kurzen Erinnerungsfoto Gas. Beeindruckende Wasserfälle werden wir auch in den nächsten Tagen noch besuchen, dann aber abseits des ‚Touristen-Highways‘.

 

Ein Gutes hat das Ganze: So bleibt uns schon mehr Zeit für mein persönliches ‚must see‘, das Flugzeugwrack am Strand von Sólheimasandur. Die stimmungsvollen Fotos des Metallskeletts in der menschenleeren Mondlandschaft hatten es mir bei der Reise-Vorbereitung angetan, und da das Schild am kleinen Parkplatz, der nur etwa zehn Minuten Fahrtzeit vom Skógafoss-Trubel entfernt liegt, vor einer knapp vierstündigen Wanderung warnt, hält sich der Andrang tatsächlich in Grenzen.

 

Im Sprühregen und leichtem Nebel durch eine Geröllwüste zu stapfen, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben, bekommt schon fast etwas Meditatives. Nach einer guten Stunde Fußmarsch taucht unter einer leichten Anhöhe endlich das Objekt der Begierde mitten vom Nirgendwo auf. 

Einmal Flugzeugwrack in Sólheimasandur, bitte. Aber ohne Justin Biber.

Mit einer Handvoll anderer fröstelnder Besucher umrunden wir das fast komplett ausgeschlachtete Wrack der Douglas C-117D, die im November 1973 dank doppelten Triebwerksausfalls Instagram-tauglich auf dem schwarzen Lava-Geröll notlandete und seitdem jeden Island-Blog ziert.

 

Da alle sieben Fluggäste der US-Navy das Unglück unverletzt überlebten, muss man beim Fotografieren kein schlechtes Gewissen haben – höchstens, wenn man aus Versehen gerade wieder ein cooles Selfie von ein paar Justin Biber-Fans crasht, der hier ein Musikvideo gedreht hat.

 

Der kalte Ostwind, der am Strand entlangpfeift, treibt uns wieder zurück zum Parkplatz, den wir nach insgesamt knapp zwei Stunden erreichen. Inzwischen trotz Softshell-Hose, Fleece-Pulli und regendichter Jacke völlig durchnässt und durchgefroren 🥶, entscheiden wir uns dafür, den berühmten schwarzen Strand von Reynisfjara kurz vor der kleinen Ortschaft Vík í Mýrdal samt Felsentor am Kap Dyrhólaey erst am Abend zu besuchen, wenn wir wieder trocken und die vielen Reisebusse auf der Heimfahrt nach Reykjavik sind.

 

Im Hotel Katla, einem ehemaligen Gehöft mit mehreren Anbauten, entdecken wir zwar nicht den Geist der alten Jóka, der immer noch durch die Gegend spuken soll, dafür aber einen kleinen Wellness-Bereich mit Hot Pot – genau das Richtige zum Aufwärmen! 😍 Bevor wir wieder auf Tour gehen, gönnen wir uns ein ausgiebiges Entspannungsbad im angenehm warmen Thermalwasser, während uns der kalte Regen aufs Haupt plätschert. Wellness auf isländisch … 

 

Pünktlich zum Aufbruch Richtung Vík zwängt sich die Abendsonne durch die Wolkendecke – unser Glücksakku ist wieder aufgeladen.

 

Am Black Beach, dessen Zugang sich etwas hinter dem großen Einkaufszentrum der Stadt versteckt, haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Felsformation von Reynisdrangar, während die Wellen an den nachtschwarzen Strand donnern und uns die Gischt um die Ohren sprüht. Von hier aus kann man übrigens die markante, gezackte Form des versteinerten Segelschiffs, das sich der Sage nach in den Felsen verbirgt, besonders gut erkennen - und trifft am frühen Abend kaum auf weitere Strandbesucher.

Dramatisch. düster - und fast menschenleer: der Black Beach von Vík

Die befinden sich dafür in wahren Massen auf der anderen Seite des Passes, am weltberühmten Strand von Reynisfjara mit seinen schwarzen Basaltfelsen und den spitzen Felsnadeln vor der Küste.

 

Auch wenn überall vor der Gefahr von plötzlich auftretenden Riesenwellen gewarnt wird (Fun fact: Zwischen der Antarktis und diesem Strandabschnitt gibt es kein Land, dass die Wellen ‚abbremst‘), klettern ein paar besonders Schlaue auf die Felsen oder postieren das Stativ mit ihrer sündhaft teuren Profi-Kamera drauf direkt an die Wasserlinie.

 

Es dauert keine fünf Minuten, bis die Brandung den ersten Insta-Helden vom Felspodest wischt und ordentlich Salzwasser schlucken lässt. Er hat mehr Glück als Verstand, denn er wäre nicht der erste Todesfall hier in Reynisfjara.

Die Brandung am Reynisfjara ist verdammt tückisch ...

Überhaupt leidet Island gerade ziemlich unter dem Selfie-Wahnsinn.

 

Egal, ob an steilen Felsen, rutschigen Wasserfällen oder tiefen Kratern, egal, ob ein Verbotsschild steht oder nicht (mein Favorit: ‚Bitte klettern Sie nicht auf Eisberge, diese können kippen‘) – irgendjemand marschiert garantiert über die Absperrung für ein besonders spektakuläres (Pärchen)-Selfie. Gerne beim gemeinsamen ‚Jump!‘ (#wirsindtotalwitzig) direkt am Abgrund oder für eine besonders coole Pose (#norisknofun).

 

Dass inzwischen das Isländische Fremdenverkehrsamt extra eine Video-Anleitung für sichere Selfies gedreht hat, wundert einen nach einer Woche Rundreise durchs Land nicht mehr … 

Kleidung nass, Frisur ruiniert - aber hoffentlich rechtzeitig Insta-Foto geknipst ... ;-)

Wir konzentrieren uns ganz old school von der sicheren Anhöhe aus auf die malerische Silhouette von Kap Dyrhólaey, hinter dem auf der anderen Seite der Bucht langsam die Abendsonne versinkt.

 

Ein wunderbarer Tag geht zu Ende, und wir freuen uns schon auf das nächste Highlight, das morgen auf uns wartet.

Kap Dyrhólaey im letzten Abendlicht (und mit ordentlich Abstand zum Strand)

So, das war’s auch schon mit dem ersten Teil des Reiseberichts 'Island auf der Ringstraße'.

 

Hast Du noch Popcorn? Dann heb’s Dir auf für Teil 2. Ich sag nur ‚Eisberg in Sicht!‘ … 😎

 

Bis dahin alles Gute für Dich und Deine Fellnase – und viel Spaß, egal ob Zuhause oder auf der Reise!

 

Liebe Grüße von

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