Wenn ich was nicht leiden kann, dann sind es diese lamettaverhangenen, goldbestaubten, instatauglichen Blogger-Weihnachtsgrüße mit dem Hinweis, wie gigantisch doch dieses Jahr war, das man gerade gebührend verabschiedet.

Deswegen habe ich bisher diesen Post vermieden wie der berühmte Teufel das Weihwasser und lieber direkt Weihnachtskarten (oh ja, ich schreibe noch teilweise von Hand :-) !) und Mails an liebe Freunde (m/w/d) geschrieben. Das mache ich dieses Jahr natürlich auch. Aber es fällt mir echt schwer, die passenden Worte für 2020 zu finden und so zu tun, als wäre dieses Weihnachtsfest so wie immer.

Das ist es nicht. Bei uns zumindest nicht. Wir haben uns entschieden, die Feiertage in diesem Jahr da zu verbringen, wo wir uns gefühlt seit einer Ewigkeit aufhalten: in den eigenen vier Wänden. Ohne Family & Friends. Nur wir drei. Keine Familienbesuche, keine Völlerei mit fünf Hauptmahlzeiten pro Tag, weil der Onkel in der Küche zur Bestform aufläuft, keine gesellige Silvesterparty mit Sektexzess und Fondueorgie. Machen wir uns nichts vor und reden wir uns nichts schön. Dieses Weihnachten fährt mit angezogener Handbremse. Mit zusammengebissenen Zähnen werden wir auf den Gassirunden wieder an Häusern vormarschieren, in denen hinter bunt geschmückten Fenstern sämtliche Generationen auf einem Haufen hocken und sich von einem winzigen Virus nicht beeindrucken lassen (und von irgendwelchen Verboten erst recht nicht). Wir versuchen, unsere Verwandtschaft (die zum großen Teil um die Achtzig Plus ist) und uns zu schützen, aber es fällt uns nicht leicht. Sind wir zu vorsichtig? Spaßbremsen?

So, und was schreibt man in so einer Situation auf eine Weihnachtskarte mit durchschnittlich sieben Zeilen Text?

Am besten, man konzentriert sich auf eine Tatsache:

Positiver Fakt 1: 2020 ist bald Vergangenheit. Und auch wenn nur eine einzige Zahl ausgetauscht wird - die Geste zählt. Irgendwie bekommt man an Silvester doch immer einen positiven Push, oder? Und ab Januar geht's ans Abnehmen, versprochen!

Positiver Fakt 2: Trotz aller Einschränkungen haben wir uns zuhause kleine Entspannungsinseln schaffen können - vor allem Superhero-Herrchen an seinem neuen Gasgrill. Und Helikopter-Frauchen durfte wenigstens ein paar Mal im XXL-Planschbecken davon träumen, ganz weit weg zu sein. Und irgendwann mal wieder auf Reisen gehen zu dürfen ...

(Halbwegs) Positiver Fakt 3: Wir haben viele neue nette Zwei- und Vierbeiner kennenlernen dürfen, Sophie und ich. Virtuell über den Blog oder auch im 'echten Leben' (natürlich mit Corona-kompatiblem Abstand). Das wärmt das Herz - und tröstet bei den Verlusten, die es in diesem Jahr auch gab. Viele davon sehr überraschend, was das Abschiednehmen nicht gerade leichter macht.

Positiver Fakt 4: Wir sind gesund. Alle drei. Sogar Sophie hat sich schon lange nicht mehr ihr Frühstück durch den Kopf gehen lassen (bzw. die ganzen leckeren Pferdeäpfel & Co.). Und wir haben gemerkt, dass wir dafür dankbar geworden sind. Wie heißt's so schön? Ein gesunder Mensch hat tausend Wünsche, ein kranker nur einen.

Negativer Fakt 4a: Vor allem Sophie und ich haben uns eine Schutzschicht um die Seele angefressen. Pünktlich zu jedem Lockdown überkommt mich der Heißhunger auf Schokolade, und Sophie weiß genau, wie sie uns angucken muss, um an ihre Lieblingsleckerli zu kommen. Das ist nicht nur lästig, wenn plötzlich sämtliche Kleidungsstücke überraschenderweise eine Nummer kleiner geworden sind, sondern auch ungesund. Vor allem für Sophie, wenn man mal das Gewicht in Korrelation zur Körpergrüße setzt. Also, siehe Fakt 1. Ab Januar wird alles besser. 

Positiver Fakt 5: Wir haben gelernt, geduldig zu sein. Geduldig und zurückhaltend. Bleibt uns ja auch nichts anderes übrig, oder? P.S.: Falls jemand von dem großen Reiseportal mitliest, das mit 'E' anfängt: Ja, wir wollen wirklich das Geld für den gecancelten Flug nach New York zurück. Und nein, auch wenn Sie uns vergessen haben - wir vergessen Sie bestimmt nicht.

Positiver Fakt 6 - und der wichtigste von allen: Wir kratzen unser letztes bisschen Optimismus zusammen und gehen einfach davon aus, dass 2021 bald wieder ein ganz 'normales' Jahr wird.

Ohne Jahresrückblick auf dem kleinen Hundeblog.

Versprochen. 

Also, drucksen wir nicht lange um den heißen Brei herum: Sophie und ihr ganzes Rudel wünschen Dir wundervolle Weihnachten und tiefenentspannte Feiertage! Gönn Euch was besonders Gutes, streichelt Eure Seelen und rutscht zusammen gut rüber ins neue Jahr.

Ja, trotz allem.

Lassen wir uns nicht unterkriegen, und bis bald in 2021!

Alles Gute für Dich und Deine Fellnase wünschen