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'Welpenschule?!? Was für'n Quatsch!'
Warum eine gute Sozialisierung für unsere Hunde so wichtig ist
Mein Herzenswunsch für 2023: stressfreie Hundebegegnungen ...
Erstmal das Wichtigste vorab: Ein wunderbares, supertolles, gigantisch-geniales neues Jahr 2023 für Dich und Deine zwei- und vierbeinigen Liebsten! 🎉✨🍀🐷
Wenn man sich so unter (Blogger-) Kollegen und Kolleginnen umhört, sind offensichtlich die Allermeisten heilfroh, dass man den Kalender mit der Jahreszahl 2022 endlich in hohem Bogen ins Altpapier pfeffern kann und einen für 2023 aufhängen darf. Auch Sophie und ich haben zusammen mit Superhero-Herrchen die ganz besondere Zeit zwischen den Jahren genutzt, über das Ein oder Andere zu philosophieren und uns gute Vorsätze auszudenken, die spätestens Mitte Januar wieder Geschichte sind – same procedure as every year, Miss Sophie … 😁
'Also, ich habe mir fest vorgenommen, in 2023 wieder ganz viele leckere Sachen zu fressen. Und ICH zieh das auch durch!'
Aber dafür ist die kleine Auszeit zwischen Weihnachten und Silvester ja auch da, oder? 😎
Und auch wenn wir sie in vollen Zügen und mit noch volleren Tellern genossen haben, mussten wir auf unseren ausgiebigen Gassirunden gewisse Erfahrungen machen, auf die wir gerne verzichtet hätten. 😕
Jawohl, es geht um den Klassiker ‚Begegnung zwischen Hunden‘ – oder als Frage formuliert: Warum in Dreiteufelsnamen gibt es inzwischen so viele (leinen)aggressive Hunde ohne die geringsten Anzeichen einer Grunderziehung, geschweige denn ausreichender Sozialisierung?
Warum gilt in manchen Gegenden gehäuft das Motto ‚Wer seinen Hund liebt, lässt ihm seinen freien Willen (und die Möglichkeit, andere Hunde mittels finalem Genickbiss aus dem Weg zu räumen)‘?
Richtig geraten.
Wir hatten wieder mehrere Hundebegegnungen mit Leinen-Rambos. 😱
Wenn Sophie so eine kleine Krawallzicke wäre, die kläffend durch die Botanik wuselt und sich sofort auf jedes andere Lebewesen stürzt, würde ich es ja noch verstehen. Aber so stark und frühzeitig, wie sie mit allen Mitteln deeskaliert, sollte eigentlich auch der stinkstiefeligste Hund kapieren, dass hier keine Konkurrenz und/oder Gefahr droht. Bei unbekannten Zwei- und Vierbeinern hisst Sophie quasi automatisch die weiße Fahne. Mehr ‚Schau mal, ich tu einfach so, als wär ich gar nicht da‘ geht überhaupt nicht!
'Tu mir nix! Biiiiiitte ...'
Leider ist das Symbol der weißen Fahne offenbar unbekannt.
Zumindest bei einem Großteil der Vierbeiner, die in diesem schönen Fleckchen Erde, wo wir zweimal im Jahr die Verwandtschaft heimsuchen, leben. Und bei den dazugehörigen Zweibeinern irgendwie auch. Ein gemurmeltes ‚Ach, Mist …‘ ist da schon das rhetorische Äquivalent zu ‚Oh-mein-Gott-tut-mir-das-leid-hoffentlich-hat-sich-Ihr-Hund-nichts-getan-das-hat-meiner-noch-nieeeee-gemacht-keine-Ahnung-was-heute-los-ist-schönen-Tag-noch-ja?‘.
Und wenn sich mein Blutdruck zurück auf unter 300 einpendelt, es nicht mehr aus meinen Ohren qualmt und meine Werwolfkrallen wieder eingefahren sind, frag ich mich regelmäßig, was da eigentlich gerade wieder schiefgelaufen ist. 🤬
Denn das hier was gehörig schiefläuft, ist klar.
Und zwar für alle Beteiligten.
Ja, nicht nur für Sophie, die den Rest des Tages Zuflucht unter dem Sideboard sucht und Öhrchen und Schwanz runterhängen lässt, oder für mich und Superhero-Herrchen, die vor lauter ‚Mensch, das wär beinah ganz schön scheiße ausgegangen!‘ die Weinvorräte der Gastgeber plündern. 🥴
Lassen wir auch mal das Thema ‚überbeanspruchte Schulter- und Handgelenke‘ des anderen Hundehalters außen vor, falls überhaupt eine Leine im Spiel war.
Nein, ich denke jetzt an den Krawallbruder (bzw. die Randaleschwester) selbst. Alle Exemplare, denen wir in den letzten fünf Tagen begegnet sind, hatten nicht nur einen dicken Hals, sondern auch extremen Stress. Und zwar ab dem Moment, an dem sie uns (oder einen anderen Artgenossen) am Horizont bemerkten. Unser Bichon-Mädel schlich ja immer auf Krallenspitzen mit züchtig gesenktem Blick vorbei, aber sobald ein örtlicher Hund auf der Piste war – hoppla, da ging’s aber echt hoch her. Im Umkreis von fünfzig Metern sind garantiert einige Trommelfelle geplatzt.
Aber warum dieser ganze Stress?
Warum diese Aggression gegenüber anderen Fellnasen? 😞
Ich hab da so eine Idee …
Und jetzt kommt endlich oben zitierte Welpenschule ins Spiel – oder besser gesagt: die gerne und oft unterschätzte Sozialisierung von Hunden.
Welpenschule?!? Was für’n Quatsch!
Okay, ich geb’s zu. Ich habe wirklich keinem die Frage gestellt, ob er/sie/es mit seinem tobenden Berserker überhaupt mal eine Hundeschule besucht hat, geschweige denn, wie’s um die Sozialisierung in den Welpentagen generell bestellt war.
Ich hatte genug damit zu tun, Sophie gesund und in einem Stück nach Hause zu bringen.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich genau diese Antwort erhalten hätte:
‚Welpenschule? Was für’n Quatsch! Der Hund wird schon alleine groß, das muss er nicht in so ‚ner komischen Schule lernen … Hauptsache, er macht optisch was her. Unter dreißig Kilo Lebendgewicht ist ein Hund eh kein Hund, sondern ein überdimensioniertes Meerschweinchen. Selber schuld, wenn Sie sich sowas Mickriges angeschafft haben. Der schreit ja geradezu danach, gefressen zu werden! Gucken Sie doch mal, wie der den Schwanz hängen lässt und sich wegduckt! Feige isser auch noch, was? Neee, Hasso, gut, dass du’n richtiger Kerl bist … Und so’n bisschen Randale gehört halt einfach dazu. So sind Hunde halt, nich?‘
Ganz ehrlich – bevor das Thema ‚eigener Hund‘ überhaupt eines bei uns wurde, hab ich mich auch gefragt, ob das mit dieser Sozialisierung generell und Welpenerziehung im Einzelnen nicht ein bisschen übertrieben ist.
Den Winzling extra unter Anleitung zusammen mit anderen Winzlingen auf einer Wiese rumtoben lassen, die Stunde zu roundabout zwanzig Euro? Damit er andere Hunde(rassen) kennenlernt (und nebenbei noch so ein paar andere Sachen wie verschiedene Gegenstände, Untergründe, Menschen etc. etc.)?
Och, Gassigehen können wir auch alleine, da treffen wir genügend andere Hunde, oder?
Nö. Nicht ganz.
Sozialisierung von Hunden – (k)ein Kinderspiel!
Eins vorneweg: Man sollte seinen Fellzwerg nie ungefragt und schon gar nicht ungebremst in wildfremde Hunde reinrauschen lassen. Der gern zitierte ‚Welpenschutz‘ ist leider keiner – zumindest nicht außerhalb des engsten Rudels. Gute Hundemamas sagen ihrem Nachwuchs zwar auch gerne mal ordentlich Bescheid, wenn sie’s übertreiben, aber immer mit angezogener Handbremse. Das kann man von fremden Fellnasen nicht erwarten.
Außerdem entdeckt man mit seinem Welpen in den ersten Lebensmonaten ja auch nicht unbedingt viele unterschiedliche andere Rassen – vor allem nicht, wenn man (wie wir) eher ländlich wohnt und oft keine andere Menschen- und Hundeseele auf der Gassirunde trifft. Hunde sind nicht gerade geborene Weltmeister im Generalisieren. Ein Chihuahua sieht anders aus als ein Rottweiler, ein wuselig-sensibler Galgo unterscheidet sich vom gemütlichen Labrador nicht nur in der Hüftbreite. Wer noch nie einen Artgenossen mit genetisch nach oben gerolltem Schwanz erlebt hat, tut sich unter Umständen sehr schwer mit der Frage, ob Sophies weißer Wackelpuschel ein Zeichen von kompromissloser Aggression ist oder einfach nur blöd aussieht.
'Ich hab einen WAS?!? Das nimmst du sofort zurück, Frauchen!!!'
In einer guten Welpengruppe wird darauf geachtet, dass der Fellzwerg möglichst viele andere Hundetypen kennenlernt und merkt, dass es ‚solche und solche‘ gibt – alles unter dem schönen Schlagwort der ‚Sozialisierung‘. Und dann muss man später auch nicht mehr jedes Mal komplett ausrasten, wenn einem ein anderer Vertreter der Gattung Canis lupus familiaris vor die Schnauze trippelt.
Inzwischen ist der ‚regelmäßige Kontakt zu Artgenossen‘ ja sogar gesetzlich vorgeschrieben – und zwar in der Tierschutz-Hundeverordnung, kurz TierSchHuV. (Wer die Abkürzung dreimal hintereinander laut aufsagen kann, kriegt von mir an dieser Stelle einen virtuellen Schnaps spendiert. Oder einen Kräutertee gegen die Halsschmerzen 😉)
Wenigstens lässt das Gesetzbuch auch Ausnahmen zu:
(…) es sei denn, dies ist im Einzelfall aus gesundheitlichen Gründen oder aus Gründen der Unverträglichkeit zum Schutz des Hundes oder seiner Artgenossen nicht möglich.
Quelle: TierSchHuV
Die kennen wohl gewisse Gegenden Deutschlands … 🥳
Ein gut sozialisierter Hund hat’s einfach einfacher!
Ich bleib dabei: Eine Fellnase, die von Anfang an ganz in Ruhe lernen darf, wie das so funktioniert mit dem harmonischen Miteinander, lebt stressfreier.
Dazu gehört auch, dass man nette und entspannte Hundebegegnungen trainiert. Ja, am besten zusammen mit jemanden, der sich damit auskennt. Zum Beispiel ein (guter!) Hundetrainer (wie immer m/w/d 😎).
Und man glaubt ja gar nicht, wie sehr es einen als frischgebackene Hundeeltern beruhigt, wenn man live und in Farbe erleben darf, dass bei anderen Welpen auch nicht immer alles sofort supidupi klappt … 😊
Jede Stunde, die man in den Anfangswochen in die Erziehung und Sozialisierung steckt, zahlt sich später aus.
Wirklich.
Und dann sind auch diese herrlich gechillten, witzig-spaßigen Ausflüge zusammen mit der Lieblingsfellnase möglich, von der man doch immer heimlich träumt.
Ganz ohne Stress.
Für alle.
Auch wenn der Hund mal einen schlechten Tag hat. Oder kleine, weiße Bichon-Damen mit Wackelpuschel einfach nur bescheuert findet. 🤮
Wenn er mit verächtlichem Lefzenzucken an uns vorbeischreitet, ohne uns eines Blickes zu würdigen – gar kein Problem.
Wir mögen ja auch nicht jeden, oder? 😁
'Ich eigentlich schon. Hauptsache, er frisst mich nicht ...'
In diesem Sinne wünschen Sophie und ich Dir viele gaaaaanz entspannte Gassirunden in 2023, total gechillt und stressfrei. Und weniger Stress tut uns doch allen gerade in diesen schwierigen Zeiten gut, oder? 🤗
Herzliche Grüße und bis bald,
Du hast gerade einen Fellzwerg zuhause und brauchst ein bisschen (moralische) Erziehungshilfe? Dann schau doch gleich mal hier in unseren beliebten Ratgeber 'Welpenblues - nein, danke!' rein. Darin findest Du einen Überblick über alle Themen, die in den ersten wilden Wochen mit einer neuen Fellnase im Haus wichtig sind - inklusive Erste-Hilfe-Kasten bei Frust und Welpenblues. 😎
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